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Wenn das Warten auf das Christkind beginnt

Gehört die Vorweihnachtszeit nicht zu den schönsten Erinnerungen, die wir an unsere Kindheit haben? Wenn die Stube mit Tannenreisig geschmückt wird und süßer Plätzchenduft das Haus durchzieht ...

„Um die Weihnachtsstimmung in den Herzen der Kinder noch mehr zu fördern, hatten sich in vielen Familien mancherlei Gewohnheiten herausgebildet. So hatte man zum Beispiel bei uns zu Hause am Abend des 30. November 25 Kreidestriche in das Innere eines alten Spielschrankes, der im Kinderzimmer stand, gemacht. In Gegenwart von Klein und Groß durfte jeden Abend eines der Geschwister ... einen Strich auslöschen. Jeden Abend nahm die Spannung zu ... Welche Freude, wenn nur noch ein Strich da war.“

Was Pater Rupert Mayer (1876-1945) in diesem Adventsbrief beschrieben hat, ist nichts anderes als ein Vorläufer des Adventskalenders, wie wir ihn heute kennen. Auch ohne Türchen und süßes Naschwerk hat er doch seinen ursprünglichen Zweck erfüllt: den Kindern die Zeit des Wartens aufs Christkind zu verkürzen.

Noch aus dem Mittelalter stammt eine pädagogisch äußerst gewitzte Zähltradition, die vor allem im süddeutschen Raum verbreitet war: Wenn die Kinder besonders artig waren, durften sie einen Strohhalm oder eine Feder in eine leere Krippe legen. Was bedeutete, dass es vom Wohlverhalten der Kinder abhing, ob das Christkind an Heiligabend eine weiche oder eine harte Bettstatt vorfand.

Auch der heutige Adventskalender in gedruckter Form beruht auf einer Kindheitserinnerung: Als kleiner Junge hatte der Verleger Gerhard Lang (1881-1974) von seiner Mutter im Advent immer ein Stück Karton bekommen, auf dem 24 Plätzchen befestigt waren.

Eine „rechte Weihnachts-Vorfreude“, so fand er und entwarf, als er erwachsen war, den Münchener Adventskalender, den Eltern ihren erwartungsfrohen Kindern im Jahre 1908 erstmals kaufen konnten.

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