Auf dem Weihnachtsmarkt
Marie und Jonas sind Geschwister. Marie ist schon 7 Jahre und geht zur Schule Jonas Ihr kleiner Bruder ist erst 4.
Sie wohnen allein mit ihrer Mama in einer kleinen Wohnung, weit draußen am Rande der Stadt.
Noch 3 Wochen sind es bis zum Weihnachtsfest. Die Zeit bis dorthin ist aufregend und geheimnisvoll.
Als Mama von der Arbeit kommt, umarmt sie die beiden und sagt: „Ich habe eine Überraschung für euch. Morgen ist mein freier Samstag und wir fahren zusammen in die Stadt auf den Weihnachtsmarkt." Marie und Jonas jubeln.
Am Tag darauf ist es dann so weit. Am späten Nachmittag fahren Sie mit dem Bus in die Stadt auf den Weihnachtsmarkt. Schon unterwegs sehen sie wie weihnachtlich alles geschmückt und beleuchtet ist. Nach 30 Minuten sind sie endlich am Ziel.
Ein weihnachtlicher Duft zieht durch die Gassen. Und von weitem sehen sie schon die große Weihnachtstanne, die mit ihren vielen Lichtem vom Weihnachtsmarkt her leuchtet. Leise Weihnachtsmusik klingt durch die Straßen und viele Menschen sind hier noch unterwegs.
Da steht schon die erste Marktbude. Marie und Jonas staunen. Golden und silbern glitzert und funkelt der Christbaumschmuck, der von der Decke herabhängt und sich leicht bewegt.
Ein Mann der Zwetschgenmännchen verkauft, macht lustige Sprüche mit den Kindern, die vorbei laufen. Wenn er redet kommt Dampf aus seinem Mund so kalt ist es.
An der nächsten Bude liegen viele bunte Spielsachen, Bilderbücher und Schneekugeln in allen Größen, und in einer weiteren stehen Krippenfiguren, Rauschgoldengel, Nussknacker und Räuchermännchen. Daneben gib es warme Handschuhe und Mützen zu kaufen. Dann kommen viele Bratwurst- und Glühweinbuden, Lebkuchenstände, die allerlei Süßes anbieten.
So viele schöne Sachen, freut sich Jonas. Immer mehr Menschen schieben sich durch die engen Budengassen.
Es duftet nach Bratwürsten und gebrannten Mandeln. Vor der Kirche stellt sich eine kleine Kapelle auf und spielt Weihnachtslieder. Augen, Ohren und Nase sind beschäftigt, alle Eindrücke aufzunehmen.
„Wo ist Mama“ fragt Jonas plötzlich und zerrt an Maries Hand.
„Weg!“ ruft Marie erschrocken.
Überall nur noch fremde Mäntel, Beine und Taschen. Die Kinder stecken in der Menschenmenge, die sie immer weiter schiebt. „Mama“ ruft Jonas und fängt gleich an zu weinen. Marie hält ihn fest an der Hand und versucht ihn zu trösten, obwohl sie am liebsten mit geweint hätte, denn wie sollte Mama sie in diesem Menschengewühl finden?!
Eine ältere Frau wird auf die Kinder aufmerksam und begreift schnell, was passiert ist.
„Kommt mit zur Krippe“ sagt sie und zieht die Kinder mit sich. „Hier findet euch eure Mama am ehesten.
Als ich klein war, haben wir uns auch immer hier verabredet, wenn wir uns verloren hatten.“
„Hoffentlich findet uns Mama wirklich“ sagt Jonas und kämpft tapfer mit den Tränen.
„Alle Wege über den Markt führen einmal an der Krippe vorbei“ sagt die alte Frau.
Jetzt ist eine Lücke frei, und die Kinder können in die Weihnachtskrippe hinein sehen, die unter einem großen Strohdach aufgebaut ist.
„Seht ihr die drei Könige mit den Kamelen? Die hatten sich damals auch verlaufen. Dann hat ihnen ein Stern den Weg zum Stall von Betlehem gezeigt.“
„Was haben sie in den Händen?“ fragt Marie.
„Sie bringen dem Christkind Geschenke mit.“
Und dann erzählt sie den Kindern von der abenteuerlichen Suche der Könige nach dem Christkind und wie sich alle freuten, als sie es gefunden hatten. Sie erzählt von Hirten, Schafen, Ochs und Esel und von den Stimmen der Engel in der Höhe.
Gebannt hören die Kinder ihr zu. Marie vergisst ihre Angst und Jonas seine Tränen.
Zum Schluss sagt die alte Frau: „Das schönste Geschenk liegt in der Krippe.“
„Das Christkind.“ sagt Jonas. „Es ist Gottes Geschenk für uns.“ sagt die alte Frau. „Viele Menschen vergessen das, weil sie so damit beschäftigt sind, Geschenke zu kaufen“.
„Marie! Jonas! Da seid ihr ja! Gott sei Dank!“ ruft da plötzlich eine vertraute Stimme. Die Mutter drängt sich durch die Menge. Sie drückt die Kinder an sich und sagt: „Mein Gott ich wusste schon gar nicht mehr, wo ich euch suchen sollte!“
„Bei der Krippe! Da führen alle Wege vom Markt vorbei. Das hat uns die alte Frau gesagt. Sie hat Geschichten erzählt...“ sprudelt es aus Jonas und Marie hervor.
Aber als sich die Kinder umsehen, um sich bei der alten Frau zu bedanken, ist sie längst in der Menge verschwunden.